Papageno-Medienpreis für suizidpräventive Berichterstattung
Der Papageno-Medienpreis für suizidpräventive Berichterstattung zeichnet Journalist:innen aus, die durch ihre journalistischen Beiträge wirksame Suizid-Präventionsarbeit geleistet haben.
Jedes Jahr sterben in Österreich rund 1.200 Personen durch Suizid. Das bedeutet, dass die Zahl der Suizidtoten fast dreimal so hoch ist, wie beispielsweise jene der Verkehrstoten. Suizid ist bis zum 50. Lebensjahr eine der häufigsten Todesursachen, in der Altersgruppe 15 bis 29 Jahre sogar die zweithäufigste.
Medienberichte über Suizid spielen eine wichtige Rolle in der gesellschaftlichen Aufklärung und der Prävention. Mittlerweile konnte nachgewiesen werden, dass eine bestimmte Form der Berichterstattung nicht nur Imitationssuizide ("Werther-Effekt") verhindert, sondern generell suizidpräventiv wirken kann ("Papageno-Effekt"). Der Papageno-Effekt bezieht sich auf die Figur des Papageno aus Mozarts Oper "Die Zauberflöte". Papageno kann in der Oper seine anfänglichen Suizidgedanken mit Hilfe von Anderen überwinden.
In Österreich verankerte der österreichische Presserat im Jahr 2012 die suizidpräventive Berichterstattung in seinem Ehrenkodex.
Zur weiteren Verbreitung der Medienrichtlinien und zur Förderung der suizidpräventiven Berichterstattung wird vom Gesundheitsministerium, der österreichischen Gesellschaft für Suizidprävention (ÖGS), der Wiener Werkstätte für Suizidforschung, dem Verein Kriseninterventionszentrum, dem Verein zur Förderung eines selbstbestimmten Umgangs mit Medien sowie vom Österreichischen Presserat jährlich der "Papageno-Medienpreis" für den besten suizidpräventiven journalistischen Beitrag ausgelobt.
Der Papageno-Medienpreis ist mit 5.000 Euro dotiert.
Journalistische Beitrage können von Autor:innen selbst eingereicht werden, auch die Einreichung über Dritte ist möglich.
Alle weiteren Kriterien und Infos finden Sie hier.
Journalist*innen der Shortlist 2024
Preisträger*innen 2024: Sebastian Panny und Julia Ladina Windisch: "Suizid bei Männern: Der hohe Preis der Stille" (moment.at)
Natascha Ickert: "Wenn Arbeit zerstört und wieder aufbaut - eine Lebensgeschichte" (Der Standard)
Preisträgerin 2023: Edith Meinhart: "Am Leben" (profil)
Meinhard Mühlmann, zusammen mit Robert Kratky: „Mental Health Festival" und Podcast „Kratky sucht das Glück" (Ö3)
Lukas Matzinger: “Helft uns!” (Falter)
Daniel Martos: “kronehit Psycho-Talk - Ist das noch normal?!” (kronehit)
Miriam Steiner: „Drei Geschichten der Genesung" (Ö1)
Journalist*innen der Shortlist 2023
Hellin Jankowski: “Wenn Kinder ihr Leben beenden wollen” (Die Presse)
Weitere Preisträger*innen der Vorjahre
2022: Eva Liebentritt: „Wenn alles zu viel wird: Suizidgedanken bei Jugendlichen“ (Fanny’s Friday, ORF)
2021: Duygu Özkan: „Wenn das Leben dunkel wird“ (Die Presse am Sonntag)
2021: Golli Marboe: "Notizen an Tobias" (Buch) (Sonderpreis der Jury)
2020: Ursula Theiretzbacher: „Tabuthema Suizid: Reden hilft“ (Ö1 – Journal Panorama, ORF)
2019: Thomas Hödlmoser: „Und trotzdem weiterleben“ (Salzburger Nachrichten)
News-Beiträge
Leitfaden zur Berichterstattung über Suizid 2025
Ziel des Leitfadens ist, eine sorgsame Berichterstattung über Suizide anzuregen, die frei von Vorurteilen und Mythen über Suizidalität ist und auch das Thema Suizid nicht tabuisiert. Die unten stehenden Empfehlungen dienen der Risikominimierung beim Berichten über Suizid (Vermeidung des „Werther-Effektes“). Es sollte beim Berichten über erfolgte Suizide, insbesondere über Suizide prominenter Personen, immer eingangs das Risiko der Berichterstattung gut gegen die Notwendigkeit der Information der Öffentlichkeit abgewogen werden und im Zweifel auf Berichte verzichtet werden. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Berichterstattung wiederholt den konkreten Suizid aufgreift.
O-Töne von Medienschaffenden zum Papageno-Effekt
Johannes Bruckenberger, ehemaliger Chefredakteur Austrian Presse Agentur, Chefredakteur im ORF-Newsroom
Philipp Hansa, Moderator und Gestalter Ö3
Manfred Perterer, Chefredakteur Salzburger Nachrichten
Anna Thalhammer, Chefredakteurin profil
Petra Stuiber, Chefredakteurin Der Standard
Doris Helmberger-Fleckl, Chefredakteurin Die Furche
Maria Jelenko-Benedikt, Chefredakteurin RegionalMedien Austria
Hilfe in Krisensituationen finden Sie rund um die Uhr hier:
SUPRA, Kriseninterventionszentrum, Telefonseelsorge: 142 oder per Chat/Mail: telefonseelsorge.at oder 142, Psychosozialer Notdienst