"Viel zu wenig psychologische Hilfe für Pädagogen"

Von Thomas Fuchs, 23. September 2025, 13:53 aus MeinBezirk.at

Immer mehr Aufgaben an Schulen werden von Pädagoginnen und Pädagogen übernommen. Die reine Wissensvermittlung ist schon lange nicht mehr die einzige Aufgabe. Doch psychologische Hilfe kommt für das Lehrpersonal viel zu kurz, wie eine österreichweite Untersuchung zeigt. 

ÖSTERREICH. Lehrerinnen und Lehrer werden bei psychologischen Problemen im Schulalltag kaum unterstützt: Mit diesem Ergebnis lässt eine österreichweite Studie im Zuge der "Mental Health Days" aufhorchen, bei der 2.500 Pädagoginnen und Pädagogen befragt worden sind. 

Dabei nähme der Druck auf das Lehrpersonal seit Jahren zu, so die Autorinnen und Autoren anlässlich der Pressekonferenz am Dienstag, 23. September. Den meisten psychischen Druck empfinden Lehrkräfte bei der Vergabe von Noten. Das gaben 632 Personen als wichtigsten Grund an. Es folgte auf dem zweiten Platz der Zeitdruck, der für 551 Personen den meisten psychischen Druck ausübte. Auf Platz drei folgt etwas weiter abgeschlagen der Druck durch die Erziehungsberechtigten. Das gaben 319 Personen als Faktor an.

Wesentlich weiter hinten rangieren der Lehrplan (96), das Verhalten gewisser Schülerinnen und Schüler (83), sowie ganz am Ende der Druck, der von der Direktion ausgeht: Hier geben nur 23 Personen an, dass dies für sie den meisten psychischen Druck darstelle.

"Bildungsdirektion lebt im Elfenbeinturm"

Zwei Drittel der Lehrkräfte gaben zwar an, dass sie durch das Lehrerteam und die Schulleitung Unterstützung bei psychischem Druck erhalten würden. Gleichzeitig bekam aber die Bildungsdirektion harte Kritik ab: 92 Prozent der Lehrkräfte wünschen sich regelmäßige psychologische Unterstützung. Zwei Drittel der Befragten sind überzeugt, dass von diesen zu wenig zum Thema psychische Gesundheit kommt. Michel Fleck, Direktor der WMS Anton-Krieger-Gasse, attestierte der Bildungsdirektion im "Elfenbeintum" zu leben und sprach weiters von einem "niederschmetterndem Ergebnis". 

"Instagramm und Tiktok haben negativen Effekt"

Die Untersuchung widmete sich auch der Zufriedenheit der Schülerinnen und Schülern, sowie deren Problemstellungen. Die Ergebnisse zeigen, dass 73 Prozent der Jugendlichen mit ihrem Leben zufrieden sind. Studienautor Tobias Dienlin:

„Die Ergebnisse zeigen, dass die Lebenszufriedenheit bei Schüler:innen in Österreich weiterhin hoch ist. Die Daten deuten aber daraufhin, dass die Werte leicht am Sinken sind.“

68 Prozent der Befragten berichteten, in den letzten zwei Wochen Niedergeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit oder Schwermut empfunden zu haben. 28 Prozent hatten Gedanken an Selbstverletzung oder sogar an Suizid. Studienautor Paul Plener: „Es gibt erste Hinweise auf eine leichte Reduktion der psychischen Belastung, jedoch liegen die Werte weiterhin über dem Niveau vor der Pandemie.“

Ein Schwerpunkt der Studie war auch die Nutzung digitaler Medien. Im Durchschnitt verbringen Jugendliche ganze 221 Minuten täglich am Smartphone, davon 96 Minuten in sozialen Netzwerken. Tobias Dienlin: „Die Ergebnisse legen nahe, dass soziale Netzwerkseiten wie Instagram oder TikTok einen negativen Effekt auf die Lebenszufriedenheit der Schüler:innen haben.“

Von Thomas Fuchs, 23. September 2025, 13:53 aus MeinBezirk.at

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