Golli Marboe zu Gast in „Frühstück bei mir"
Golli Marboe zu Gast in „Frühstück bei mir"
Die Corona-Krise stellt auch Kinder und Jugendliche vor große Herausforderungen: Kinder- und Jugendpsychiatrien sind voll und jede/r zweite junge Erwachsene leidet derzeit an depressiven Symptomen, besagt eine aktuelle Studie der Donau-Universität Krems.
Golli Marboe im Gespräch mit Claudia Stöckl, Erstveröffentlichung: "Frühstück bei mir" auf Ö3 am 21. Februar 2021
Hitradio Ö3
Für Golli Marboe haben die Depressionen seines Sohnes – gepaart mit dem beruflichem Scheitern des jungen Künstlers – zur Katastrophe geführt: Tobias beging im Alter von 29 Jahren Suizid. Jetzt hat Golli Marboe seine Gedanken im Buch „Notizen an Tobias“ niedergeschrieben und am Sonntag, den 21. Februar in Ö3-„Frühstück bei mir“ darüber erzählt.
Mit Ö3-Moderatorin Claudia Stöckl spricht er über Versäumtes und wie er sein Vater-Sein neu definiert. „Aus Diskretion habe ich meinen Sohn damals nicht oft genug auf Probleme angesprochen, als er begonnen hat, sich zurückzuziehen. Jetzt weiß ich: nur ansprechen hilft, darüber reden, aus der Einsamkeit hervorholen“, so Marboe.
Golli Marboes Sohn hat viele selbstgeschriebene Songs hinterlassen - hier einer davon:
Video: „Der einsame Astronaut“
Marboe hält auch sonst die Erinnerung an seinen Sohn sehr bewusst hoch - er fährt mit Tobias’ Rad zur Arbeit oder ließ die Gemälde seines Sohnes auf Glasuntersetzer und natürlich auch ins Buch drucken. Marboe: „Ich weiß jetzt, wie sehr mein Sohn darunter gelitten hat, weil seine Kunst zu wenig Beachtung gefunden hat. Deshalb ist es mir ein Anliegen, sein Werk zu verbreiten.“
Und der ehemalige Filmproduzent hat durch den Suizid seines Sohnes auch anderes erkannt: Zum Beispiel, dass wir achtsamer miteinander umgehen sollten. „Tobias hatte oft Termine mit Menschen, denen er Songs, Videos, Bilder gezeigt hatte und die ihm helfen wollten, diese zu promoten. Einige dieser Leute hatten nach dem Treffen nicht einmal eine Absage geschickt. Auch das hat ihn sicher in Verzweiflung gestürzt. Man weiß oft gar nicht, was man durch Unachtsamkeit anrichtet“, so der Vater. Zum Interview hat der Journalist bewusst nicht nach Hause, sondern in sein Büro in Wien-Währing geladen: „Ich möchte meiner Familie nicht zu viel zumuten.“
Der Journalist und Autor schildert, wo er Trost finden konnte und erklärt, warum er sich jetzt so sehr für Suizidprävention engagiert: „Suizid ist noch immer die zweithäufigste Todesursache von Jugendlichen in Österreich. Ich möchte allen, die sich in dieser Welt nicht mehr zuhause fühlen, aufzeigen, dass es Hilfestellungen und Hoffnung gibt. Das empfinde ich als Tobias’ Auftrag an mich.“
Notrufnummern - anrufen und Hilfe finden:
Wenn du selber in einer persönlichen Ausnahmesituation bist - oder jemand in deinem Umfeld betroffen ist - und du nicht mehr weiter weißt: Anonymen Rat und Hilfe bekommst du zum Beispiel bei...
Ö3-Kummernummer: 116 123
Rat auf Draht: 147
Telefonseelsorge: 142
Plattform „Bitte lebe“
„Frühstück bei mir“ mit Claudia Stöckl, 21. Februar 2021