Die tägliche FREISTUNDE auf ORF eins
Die tägliche FREISTUNDE auf ORF eins
Blogeintrag von Golli Marboe, 27. März 2020
Lieber Vorsitzender des Publikumsrates,
Liebe Kolleginnen, Liebe Kollegen,
neben der allseits wahrgenommenen besonderen Arbeit der Informationsabteilung im ORF Radio und im ORF TV, die zwar tatsächlich großartig, aber für Insider ja nicht überraschend in dieser Qualität geboten wird;
gibt es darüber hinaus eine tatsächlich neue Programmfläche, die unbedingt gewürdigt gehört:
Die tägliche FREISTUNDE auf ORF eins.
Hier zeigen Journalistinnen und Journalisten des ORF, wie ein öffentlich rechtliches Vormittagsporgramm für Kinder, junge Menschen aber eben auch für interessierte Erwachsene aussehen kann!
Die Fläche ist den Sehgewohnheiten eines jungen Publikums angepasst in kleinen Einheiten gestaltet.
Von den Fitnesstipps des Boxers Marcus Nader oder Tamara Tippler, über Magazinbeiträge zu Sachthemen, wie zum Handy, oder auch Porträts von Repräsentantinnen verschiedener Berufsgruppen, dazwischen die sympathische Moderatorin, die mit Ihrer Fröhlichkeit in diesen Tagen Mut und Zuversicht ausstrahlt.
Keiner der Beiträge ist beliebig, sondern diese bieten immer auch eine Wissensinformation in kurzweiliger Form.
Bspw. durch die “Mini Millionenshow” mit Fragen aus dem Schulstoff ...
Die “ZIB zack” scheint ja schon das „role model“ für die seit Jahren vom Publikumsrat geforderte Wiedereinführung einer zeitgemäßen Mini Zib
Auch die bereits öfters eingemahnten Erklärfilme (ob zur Kurzarbeit oder zur Menstruation) werden in der Freistunde hervorragend eingesetzt.
Und neben all diesen wiederverwertbaren Beiträgen werden ausgewählte Dokumentationen ausgestrahlt.
Dokumentationen und Reportagen, die eben keine Einwegprodukte sind, sondern wiederholbar und von deren Themen her auch nach einer ersten Ausstrahlung noch relevant.
Jeder Euro, den der ORF daher in diese non fiktionalen Programme steckt – in Reportagen und Dokumentationen – ist also nachweislich wesentlich effektiver und für alle Zuseherinnen und Zuseher viel viel mehr wert, als es ein Live Sportevent je sein kann.
Denn Liveübertragungen von Sportevents sind für Wiederholungen naturgemäß wenig geeignet.
Jedenfalls möchte ich anregen, dass der Publikumsrat des ORF diese Sendefläche FREISTUNDE bei der nächsten Sitzung des Plenums speziell hervorhebt und würdigt.
Dazu kommt nämlich auch noch der Unterschied zur bestehenden Infrastruktur der Nachrichtensendungen, dass hier eine neue Programmfläche in wenigen Tagen aus dem Boden gestampft wurde, die es davor nicht gab.
An Hand dieser Erfolgsgeschichte stellt sich allerdings doch auch die Frage, warum der ORF in „Normalzeiten“ so tut, als wäre man nicht handlungsfähig, und könnte eben eine Mini Zib nicht neu entwickeln, als könnte man keinen Forscher Express neu kreieren oder als könnte man die Sendung Bundesland Heute nicht barrierefrei ausstrahlen.
Alle diese Empfehlungen des Publikumsrates hätten schon längst auch ohne Corona umgesetzt werden müssen. Man hätte einfach die für Sportrechte verwendeten Mittel in ein dafür angebrachtes Verhältnis zu anderen public value Aufgaben bringen müssen.
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Eine weitere persönliche Beobachtung sei mir dazu außerdem noch erlaubt:
Bei der Gestaltung der Freistunde kann die Channelmanagerin offensichtlich endlich einmal zeigen, wie ein von ihr gestaltetes Programm aussehen könnte.
Ohne dass sie durch ein Korsett von Sportrechten, Sportübertragungen und von Filmpaketen ausländischer Serien eingeschränkt ist und dadurch unverschuldet im Regelbetrieb kaum Luft zum gestalterischen Atmen hat.
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Bitte zögert nicht bei etwaigen Fragen einfach eine Nachricht zu senden.
Mit allen guten Wünschen in diesen besonderen Tagen,
Ihr / Euer
Golli Marboe