Der ORF verdient eine neue Geschäftsführung – er braucht Journalistinnen an der Spitze

Der ORF verdient eine neue Geschäftsführung – er braucht Journalistinnen an der Spitze

Blogeintrag von Golli Marboe, 30. August 2020

Ibiza Video und Covid Krise sei Dank: das neue ORF Gesetz wird weiter auf die lange Bank geschoben (von einer „Novelle zum ORF im Onlinebereich“ abgesehen)

Und dies obwohl der ORF – abgesehen von den Angeboten der Informationsabteilung und der Radiosender – in einer Quoten-, einer Orientierungs- und einer Imagekrise wie wohl noch nie in dessen Geschichte steckt.So wie es aussieht bleibt uns Alexander Wrabetz mit seinen Getreuen (Pius Strobl, Peter Schöber und Hans Peter Trost ) also bis auf weiteres in der ORF Geschäftsführung erhalten….(vielleicht sogar bis nach der nächsten ORF General Wahl im Sommer 2021) Aber warum sollte jene Männergemeinschaft, die seit Jahren am Ruder ist, dann zu den Herausforderungen einer digitalen Welt neue und visionäre Antworten finden können?! Dabei gibt es im ORF so viele Journalistinnen und Kreative, denen man lieber heute als morgen den „Medientanker“ anvertrauen könnte.

Die ÖVP soll sich ein Herz nehmen und ihre Favoritin Lisa Totzauer an die Spitze lassen.

Als erste Amtshandlung müsste Totzauer dann das laufende Projekt „ORF 1 Reform“ beenden. Den Sender neu gründen und parallel dazu die Leitungsfunktionen des ORF mit Journalistinnen aus den eigenen Reihen neu aufstellen:

Werner Herics könnte aus ORF 1 einen Doku- Reportagesender entwickeln. Ein Demokratie- und Friedensprojekt zusammen mit Nachbarn. Das Kultur- und Tourismusland Österreich initiiert ein mitteleuropäisches Programmangebot, das parallel in verschiedenen Sprachen der Region ausgestrahlt wird – für ein Einzugsgebiet von 40 Millionen Menschen in Mitteleuropa.

ORF zwei hätte mit dem langjährigen ZIB2 und heutigen Report Chef Wolfgang Wagner eine Persönlichkeit, die den Seitenblicken eine journalistische Kompetenz gegenüberstellen kann. Und in Kombination mit den Unterhaltungserfahrenen Frauen Andrea Heinrich, Rebecca Truska, Ines Schwandner oder Dodo Roscic könnte die Provinzialisierung beendet und die Entwicklung eigener ORF Formate wieder Raum gegeben werden.

Für die Leitung von ORF III bietet sich Teresa Vogl an. Als Kulturjournalistin interessiert sie sich für die Handschrift von Künstlerinnen und schon altersbedingt würde sie auch jenen eine Plattform bieten, die noch nicht etabliert sind.

ORF Sport + und nicht ORF eins muss in Zukunft der Ort für Sportangebote sein dürfen. Veronika Dragon Berger wirkt unabhängig genug, um den mächtigen Sportverbänden und den Sportrechtehändlern Paroli zu bieten. Sie würde dafür sorgen, dass wir mehr Sportjournalismus und weniger Huldigungsberichterstattung bekommen.

Lisa Zuckerstätter könnte den Online Bereich nach dem Vorbild von funk.net, dem BBC Player oder arte.tv neu aufsetzen.

Österreich hat nicht gerade viele Weltstars. Aber für eine neu zu schaffende Kinderplattform, samt eigenem linearen Ausspielkanal hätten wir einen: Thomas Brezina sollte man die Möglichkeit geben eine eigene österreichische Plattform für werbe- und gewaltfreie Kinderprogramme zu entwickeln.

Für die kaufmännische Leitung bietet sich Eva Schindlauer an. Sie hängt nicht nur an Zahlen, sie versteht, dass Geld im ORF kein Selbstzweck, sondern zum Gestalten von Programm da ist.

Für die Beschreibung einer inhaltlichen Gesamtvision, vielleicht nennt man das „Gesamt- Programmdirektion“ des ORF drängt sich Oe3 Chef Georg Spatt auf. Ihm gelingt es seit Jahren „Breite mit Niveau“ zu gestalten.

Die ORF Radios sind sowieso in großartigem Zustand – warum also nicht weiter mit Monika Eigensperger.

Internationale Beziehungen und die Suche nach Koproduktionspartnern, die Programmgestaltung für die ORF Anteile an arte, 3sat und ARD-alpha könnte, wenn man sie für ein Bleiben im Haus gewinnt, Kathi Zechner. Sie ist international vernetzt und sie liebt Programm. Zechner wäre außerdem eine glaubwürdige Verantwortliche für Humanitarian Broadcasting also für Barrierefreiheit und Formate wie Licht ins Dunkel.

Trotz zentralen Newsrooms braucht der ORF keinen „Einheitsbrei“ in der Information, sondern autonome Redaktionen. Daher auch keinen eigenen „Info-Chef“.

Das sehr spezielle und zumindest für Außenstehende schwierig zu verstehende Organigramm des ORF zwischen Channel Managern, Hauptabteilungsleiterinnen, Programmdirektorin, Entwicklungsabteilungen und den Landesdirektoren gehört außerdem neu gedacht:

Warum wertet man – um das bestehende Organigramm zu entschlacken – die Landesstudios mit überregionalen journalistischen Aufgaben nicht entsprechend auf?

Ein neu gegründetes ORF 1 übersiedelt nach Graz

ORF 2 (Unterhaltung) nach Klagenfurt

ORF III (wirklich) nach Salzburg

ORF Sport+ nach Innsbruck

ORF Kinder- Jugend und Familienprogramm Plattform nach Linz

ORF Wissenschaft und Bildungscluster nach St.Pölten

ORF Barrierefreiheit, Religion, Ethik nach Dornbirn

ORF Volksgruppen, ev. Radio könnten von Eisenstadt aus agieren.

In Wien bleiben neben der Geschäftsführung, Abteilungen für die Koordination der Fachredaktionen, die Information, das Archiv und die Film und Serienredaktion.

Es gäbe endlich einen Grund dafür, warum im ORF Stiftungsrat je eine Vertreterin der Länder sitzt und es gäbe die Chance, dass Landesdirektorinnen nicht nur wegen der persönlichen Nähe zur jeweiligen Landeshauptfrau Verantwortung übertragen bekommen, sondern auch aus fachlich/sachlichen Gründen.

Für die Umsetzung einer dementsprechend nötigen Strukturreform könnte man Stefan Ströbitzer zurück ins Haus holen.

Journalistischer Content wird von Menschen gemacht. Und im ORF gibt es genug qualifizierte und beeindruckende Journalistinnen und Journalisten, die das können.

Warum werden sie solange hingehalten?

Die Politik ist gefordert, den ORF wieder den Programmmacherinnen und Journalistinnen mit Format zu überlassen!

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Anfrage an den Generaldirektor

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Anfrage: Abmachung der ORF Sportredaktion mit Alexander Wurz