Bildungsminister & Bildungsdirektorin besuchen mental health days

„Wir wollen junge Menschen noch mehr dabei unterstützen, den Zusammenhang zwischen Medienkonsum und mentaler Gesundheit zu erkennen und ihnen die notwendigen Kompetenzen vermitteln“, sagt Polaschek.

Schon Kinder denken an Beauty-OPs, Cybermobbing steigt: Die Folgen des digitalen Konsums

06. Februar 2024, von Verena Schaupp & Anna Stockhammer

Die Zeit der täglichen Handynutzung steigt. Jugendliche und Kinder wären in der digitalen Welt auf mehr Unterstützung angewiesen, plädieren Expertinnen. In der Steiermark finden passend dazu gerade „Mental Health Days“ an Schulen statt.

Heute ist Safer Internet Day. Anlässlich dessen ruft das Kinderbüro – die Lobby für Menschen bis 14 – zu „mehr Förderung der Medienkompetenz bei Kindern“ auf. Dabei bräuchten die Jugendlichen die Erwachsenen.

Begleitung durch Erwachsene

„Man muss sie fragen, warum sie was auf welchen Plattformen konsumieren“, erklärt Kinderbüro-Sprecherin Jessica Braunegger. „Es braucht Eltern, die anwesend und präsent sind, die Kinder begleiten“, bestätigt Barbara Buchegger von der Initiative SaferInternet. Haben Kinder erst einmal Vertrauen, fragen sie laut Kinderbüro eher um Hilfe, wenn sie Inhalte verstören.

Bildungsminister Martin Polaschek und Bildungsdirektorin Elisabeth Meixner besuchten die HIB Liebenau in Graz

„Mehr Realität statt Fake“

Und von diesen gibt es leider genug. Auf sozialen Netzwerken tummeln sich viele Influencer in einer scheinbar perfekten Welt. Eine neue Studie zeigt, dass Jugendliche dadurch so stark beeinflusst werden, dass bereits Elfjährige über Schönheits-OPs nachdenken. Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm (ÖVP) rief gestern zu „mehr Realität statt Fake-Fotos“ auf.

Massiver Einfluss von Social Media

Der Druck der unechten Welt kann sich auch psychisch auswirken. Hierzu fand eine andere Studie unlängst heraus, dass Jugendliche zu wenig Information über mentale Gesundheit im Netz vorfinden. Studieninitiator Golli Marboe will mit den „Mental Health Days“ dagegenwirken.

Martin Polaschek (ÖVP), dessen Bildungsministerium das Ganze mitfinanziert, besucht heute die HIB Liebenau in Graz zum Projekttag.

„Wir wollen junge Menschen noch mehr dabei unterstützen, den Zusammenhang zwischen Medienkonsum und mentaler Gesundheit zu erkennen und ihnen die notwendigen Kompetenzen vermitteln“, sagt Polaschek.

 

Schönheitsideale im Netz

Mehr als jeder zweite Jugendliche (51 Prozent) würde gerne etwas an seinem Körper ändern. Das zeigt eine aktuelle Studie der Initiative „SaferInternet“. Mehr als ein Viertel hat schon einmal über eine Schönheits-OP nachgedacht. „Das ist schockierend“, sagt Barbara Buchegger von SaferInternet. Die Selbstoptimierung sei in der Gesellschaft schon so normal, Buchegger nennt als Beispiel die „Botox-Spritze in der Mittagspause“. „Das wirkt sich auf die Jungen aus.“ Stark beeinflusst werden sie vom Internet: Demnach sehen zwei von drei Jugendlichen einen Zusammenhang zwischen Schönheitsidealen und Fotos in den sozialen Medien. Befragt wurden elf- bis 17-Jährige. Derzeit im Trend: besonders fitte und muskulöse Körper. Gerade die jüngsten Kinder sind da gefährdet, warnt Buchegger. Denn sie können nicht unterscheiden, was inszeniert, bearbeitet oder gar mittels Künstlicher Intelligenz erstellt ist und was nicht. Buchegger hat über die Jahre beobachtet, dass sich die Kinder immer schwerer tun, sich zu orientieren.  

Mental Health Days

Golli Marboe hat seinen Sohn verloren. Tobias nahm sich vor ein paar Jahren mit nur 29 das Leben. „Wir haben uns tausend Fragen gestellt, bewusst wurde uns nur: Wir wissen zu wenig über psychisches Wohlbefinden“, sagt Marboe. Eine von ihm initiierte Studie ergab, dass junge Leute vor allem im Internet kaum selbstständig Hilfsangebote finden (etwa bei Suizidgedanken). Marboe startete letzten Sommer das Projekt „Mental Health Days“. Bisher wurden mehr als 35.000 Schülerinnen und Schüler bzw. Lehrlinge erreicht. Marboe und sein Team arbeiten an Schulprojekttagen mit Jugendlichen, sowie Lehrkräften und Eltern, um auch diese für das Thema zu sensibilisieren. Es wird gelernt, in offenen Räumen über seine Gefühle zu sprechen – „und dass man traurig sein darf, wenn die Oma stirbt, aber nicht 24/7 über mehrere Monate“. Den Eltern teile man mit, weniger Leistungsdruck auf die Kinder auszuüben. „Und wir machen die vielen Hilfseinrichtungen bekannter, damit die Kinder sich Hilfe holen, bevor die Situation überhaupt akut ist.“ Die Health Days finden bereits in der Steiermark, Niederösterreich, Oberösterreich, Wien und im Burgenland statt. Ab nächstem Jahr auch in Kärnten, Vorarlberg und Salzburg.

Cybermobbing

Eine jüngste Umfrage des Meinungsforschungsinstituts bmm im Auftrag der AK Steiermark unter 800 Schulkindern ab der 3. Schulstufe ergab: Etwa 65 Prozent würden im Umfeld (Cyber-)Mobbing mitbekommen, selbst betroffen von Mobbing sind knapp 30 Prozent, von Cybermobbing etwa 17 Prozent. Die AK bietet an Schulen Präventionsworkshops an, schult Lehrpersonal und ist auf Elternabenden vertreten. „Die Daten zeigen, dass dringend weitere Maßnahmen erforderlich sind“, sagt AK-Präsident Josef Pesserl

Verena Schaupp & Anna Stockhammer, Kleine Zeitung Steiermark

 
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„Mental Health Days“ in der Steiermark