Umfrage: Jugendliche fühlen sich von Schule und Eltern unter Druck gesetzt
Fast die Hälfte der Befragten gab an, dass der Schulalltag für den meisten Druck im Leben verantwortlich ist. Am wichtigsten ist für die jungen Menschen die Familie, Leistung wird nicht genannt
In weniger als drei Wochen startet für tausende Schülerinnen und Schüler in Ostösterreich das neue Schuljahr. Für viele bedeutet das vor allem eines: Prüfungsangst und Leistungsdruck.
Das ergab die nicht repräsentative Mental-Health-Days-Studie, in deren Rahmen rund 14.300 junge Menschen im Alter von 13 bis 15 Jahren an 138 Schulen befragt wurden. Die Daten wurden in vierten Klassen der Sekundarstufe I sowie bei Lehrlingen im ersten Ausbildungsjahr erhoben.
Schule und Eltern machen Druck
Unter anderem wurde die Frage gestellt: "Soll man perfekt sein wollen?" 49,7 Prozent der Jugendlichen beantworteten diese Frage mit Ja. Rund 6000 der 14.000 Befragten gaben zudem an, dass ihnen die Schule im Leben am meisten Druck machen würde. An zweiter Stelle wurden Eltern und Familie als Gründe für Leistungsdruck genannt.
"Die Ergebnisse verdeutlichen, dass für viele Jugendliche der Druck durch Schule, Noten und familiäre Erwartungen eine erhebliche Belastung darstellt", erklärte der Initiator der Mental Health Days, Golli Marboe. "Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Dieser Perfektionismus kann aber krank machen", verweist auch Barbara Haid vom Österreichischen Bundesverband für Psychotherapie auf die negativen Auswirkungen.
Rücksicht auf individuelle Talente
Zugleich finden es Schülerinnen und Schüler oft ungerecht, dass alle die gleiche Aufgabenstellung erhalten: 83,6 Prozent der Befragten wünschen sich, dass mehr auf individuelle Bedürfnisse eingegangen wird. "Die deutliche Ablehnung einer gleichen Aufgabenstellung deutet darauf hin, dass Jugendliche sich bei der Leistungsbeurteilung eine stärkere Berücksichtigung individueller Eigenschaften und sozialer Fairness wünschen", sagt Marboe.
Bildungsminister Christoph Wiederkehr (Neos), der bei der Präsentation der Ergebnisse ebenfalls anwesend war, verwies darauf, dass derzeit eine Überarbeitung der Lehrpläne stattfinden würde. In diesem Prozess werde auch mehr auf eine Individualisierung gesetzt, "da vor allem der Einsatz von Künstlicher Intelligenz simple Wissensabfragungen obsolet macht. Neugierde und Talente gehören gefördert", sagte Wiederkehr.
Familie und Freunde am wichtigsten
Wenn es um die wichtigsten Dinge im Leben geht, steht nicht Leistung, sondern vor allem soziale Beziehungen im Vordergrund. Am häufigsten wurde "Familie" genannt (6190-mal), an zweiter Stelle standen "Freunde" (4344-mal), "Gesundheit" wurde 1731-mal angekreuzt. Das Videospiel Fortnite wurde von Jugendlichen im Zuge der Umfrage 393-mal genannt.
Auch Lehrpersonen und Erziehungsberechtigte wurden danach gefragt, welche Themen ihnen bei den Kindern am häufigsten begegnen. Bei beiden Personengruppen wurden sowohl Handysucht als auch Leistungsdruck und Mobbing am häufigsten genannt. Den Erwachsenen begegnen im Umgang mit den Jugendlichen ferner auch Themen wie Ängste, Panikattacken, Suizidalität und Sucht, wie die Umfrage ergab.
Bei den befragten Jugendlichen handelte es sich um Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Mental Health Days, einer Initiative vom Verein zur Förderung eines selbstbestimmten Umgangs mit Medien, die an verschiedenen Schultypen in Österreich stattfindet. Bei den Workshops geht es zum Beispiel um Themen wie Mobbing, Essstörungen, Handysucht und Suizidalität und immer auch darum, wann man Hilfe suchen sollte und wo man diese bekommen kann. (ste, 14.8.2025)