Neue ORF-Zeit bricht an ...

Statt der Rundfunkgebühr kommt nun die Haushaltsabgabe, und der öffentlich-rechtliche ORF darf auch digital Programm machen. Wünsche an die größte Medienanstalt im Land.

Der Jahreswechsel bringt dem ORF nicht nur die ersehnte und demokratiepolitisch richtige Haushaltsabgabe, sondern auch die Erlaubnis zur Programmproduktion für die digitale Welt. Vom Küniglberg darf also endlich auch online only content angeboten werden. So etwa „ORF Kids“ – eine eigene Plattform für Kinder, die dann eben 24/7 online und nicht nur frühmorgens in ORF 1 abrufbar sein wird. Die Zugänglichkeit zu öffentlich-rechtlichen Angeboten wird mit dieser am 1. Jänner 2024 in Kraft tretenden ORF-Reform also endlich halbwegs zeitgemäß. Die strukturellen und finanziellen Rahmenbedingungen scheinen für den ORF durchaus vielversprechend.

Vielleicht möchte der ORF diesen Moment nützen, um nun an inhaltlichen Vorsätzen für die nächsten Jahre zu arbeiten – Visionen zu formulieren:

Vielleicht möchte der ORF bei der Zusammenlegung von nächsten Redaktionen, wie das nun bspw. bei der Kultur bevorsteht, darauf achten, dass sich die Qualität der zukünftigen ORF-Programme dann an den höchstmöglichen Standards (in diesem Fall an Ö1) orientiert.

Vielleicht möchte der ORF sowieso überlegen, ob die vom letzten Generaldirektor in die Wege geleitete Zentralisierung der Programmredaktionen überhaupt richtig und noch zeitgemäß ist. Formuliert sich denn Demokratie nicht über die Vielfalt einer Gesellschaft und eben nicht über die Gleichmacherei? Möchten wir im ORF nicht „viele Blumen blühen sehen“ statt überall die gleichen Arrangements?

Einmal mehr: Geld für Kinder!

Vielleicht möchte der ORF in Zukunft für die neue Plattform für Kinder genauso viel Geld ausgeben wie für die Übertragungen und die Rechte von Sport. Beginnend damit, dass auf der Plattform für Kinder in Zukunft nicht nur Bewegtbildangebote, sondern eben auch der Radiohund Rudi von Ö1 weiter ein Zuhause haben könnte.

Vielleicht möchte der ORF aus der alljährlichen Spendenrekordaktion „Licht ins Dunkel“ eine Kompetenzstelle für Inklusion entstehen lassen, die sich mit alltäglicher und ganzjähriger Barrierefreiheit aller Art beschäftigt.

Vielleicht möchte der ORF ein Zehnjahresprogramm starten und sein Programm bis 2034 werbefrei präsentieren. So könnten Mittel für private (Qualitäts-)Medi- en frei werden, und der ORF wäre redaktionell noch unabhängiger, weil er nicht mehr in der Not auf die (Quoten-)Interessen von Werbekunden eingehen müsste.

Vielleicht möchte der ORF eine Onlineplattform entwickeln, auf der jede Schülerin, jeder Lehrling im Laufe der eigenen Schulkarriere in Zusammenarbeit mit den Landesstudios zumindest einen journalistischen Beitrag gestaltet, der dann eben „im ORF“ veröffentlicht wird, damit dem Selbstverständnis öffentlich-rechtlicher Regeln folgt, und nicht jenen von Tik- tok und Co.

SAMARITERBUND ÖSTERREICH

„Noch einmal das Leben erleben“

Wenn man schwer krank ist und nicht mehr viel Zeit bleibt, sind es oft ganz einfache Wünsche, die glücklich machen. Die Angehörigen können diese Sehnsüchte oft allein nicht verwirklichen.
Vor allem, wenn Schwerkranke ständig auf professionelle medizinische Betreuung angewiesen sind und die Mobilität sehr eingeschränkt ist.

Vielleicht könnte man den Gesetzgeber dazu einladen, im öffentlich-rechtlichen Auftrag zu verankern, dass die ORF-Angebote nicht nur auf Deutsch, sondern auch in den Sprachen der Minderheiten und unserer Nachbarn auszustrahlen sind. Der ORF würde damit nach innen wie nach außen wirken.

Es gab im ORF Generaldirektoren mit einer klaren Vision, das waren Gerd Bacher oder Gerhard Zeiler. Wie wird Roland Weißmann diesen Moment mit der Chance auf ORF-Programm-Reformen nützen?

Vielleicht möchte er den ORF als eine gesellschaftliche Kraft positionieren, die durch ihre journalistisch und künst- lerisch besonderen und im Sinne der Demokratie sicheren Inhalte die Menschen wieder stolz auf den ORF sein lässt.

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